Die Illusion vom grünen Wasserstoff 

von Christian Wiesner  

Weil gerade ein 'Pilotprojekt' zu grünem Wasserstoff im Schleswig-Holsteinischen Heide implodiert ist, mal ein paar unliebsame, aber harte Fakten dazu: Das hier ist der 'Steam Reformer' der LINDE AG in Brunsbüttel, nordwestlich von Hamburg an der Elbe gelegen.  


Dort wird H2 aus Methan (Erdgas) gemacht, in einem Hochtemperaturverfahren, was wesentlich günstiger ist als alle heute verfügbaren (und zukünftigen) Elektrolyseure, und der versorgt den Hamburger Hafen, Dow in Stade und auch den Industriepark Heide (mit 'Pilotprojekt').


Zu dem gescheiterten Pilotprojekt hat der NDR am 17.11.2023 berichtet. Interessant ist dabei, dass das Scheitern des Projektes die Grünen nicht davon abhält, gleich das nächste größere zu planen. Ist ja nur Steuergeld, dass da verbraten werden soll.

Warum ist das nun wohl gescheitert? Nun, so ein 'Steam Reformer' produziert für <3,- €/kg, und die 7,- €/kg Herstellungskosten für 'grünen Wasserstoff' (siehe Lanz-Video) sollten wohl eher sehr optimistisch gerechnet sein, also mit hoher Auslastung (>7.000 h/a).

Genau das geht aber natürlich nicht, wenn ich so einen Elektrolyseur nur mit günstigem 'Überschussstrom' betreiben möchte, und ohne den Bericht des gescheiterten Pilotprojektes gelesen zu haben, ich gehe jede Wette genau daran ist es auch gescheitert: An den Stromkosten! Wären Elektrolyseure auch nur im Ansatz profitabel, hätte LINDE den großen Steam Reformer in Brunsbüttel längst abgeschaltet und würde den Wasserstoff lokal produzieren, bei den Kunden. Das Gegenteil ist aber der Fall, und genau da beißt sich die Katze in den Schwanz: Solange kein Mensch Elektrolyseure kauft, kann es auch keine Skaleneffekte geben. Eine Grundvoraussetzung für deren Amortisation ist aber günstiger Strom, und der muss 24/7 zur Verfügung stehen und günstig sein, nicht nur wenn gerade der Wind weht oder die Sonne scheint!

Der 'grüne' Wissenschaftsjournalist Bernward Janzing hat sich die ROI- (Wirtschaftlichkeits-)Berechnungen von laufenden Projekten für Elektrolyseure mal angesehen, und die rechnen derzeit alle mit mindestens 8.000 Betriebsstunden p.a., also fast Vollauslastung (8.760 h)! 

Zur Erinnerung: Um unser Land irgendwann sicher aus 'Erneuerbaren' versorgen zu können, müssen wir grünen Wasserstoff unter anderem auch in Methan umwandeln, denn nur das können wir in den benötigten Mengen speichern. Dazu würden 88 GW(!!) Elektrolyseure benötigt also etwa 88.000 Anlagen dieser Größe:


Bild: h-tec Systems h-tec.com

Ich hatte mal ausgerechnet, dass, unter der Annahme 7,- €/kg für den grünen Wasserstoff (s.o.), jede über 'Power2Gas' (P2G) produzierte Megawattstunde Strom mindestens 468,- € kosten würde (= 46,8 Cent/kWh, und reine Produktionskosten; berechnet über den Energieinhalt von H2 = 33,3 kWh/kg und dem maximal möglichen Wirkungsgrad von P2G = 38%), und das ohne irgendeine Abschreibung (ROI) der Produktionsanlagen, die dazu benötigt würden. Zum Vergleich: Atomstrom kommt auf etwa 40,-€/MWh!

Jetzt werden dann gleich wieder die grünen Ideologen aus dem Gebüsch hüpfen und mich an die Wand stellen, weil ich 'fortschrittsfeindlich' bin. Liebe Leute: Wir können nicht aus dem Flugzeug springen, und dann anfangen einen Fallschirm zu nähen!